SO WEIT UND GROSS – DIE NATUR DES OTTO MODERSOHN
Im Verleih von Film Kino Text. Wiederaufführung 15.12.2016
So weit und groß erzählt die Lebensgeschichte Otto Modersohns [1865-1943] in einer bisher nicht dagewesenen Konzentration. Wichtige Kapitel darin die Begegnung und Wertschätzung seiner zweiten Frau Paula Modersohn-Becker und die Auseinandersetzung mit der Worpsweder Künstlerkolonie. Der Dokumentarfilm verzichtet vollständig auf moderne Quellen, Ansichten, Kommentare und Materialien. Seiner eindringlichen Bildsprache liegen ausschließlich zeitgenössische Bildmaterialien: Filme, Fotografien, Reproduktionen von Gemälden, Zeichnungen und Schriftdokumente zu Grunde. Die eingesprochenen Texte entstammen Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Texten von Otto Modersohn selbst, Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke. Otto Modersohn versuchte zeitlebens, die Dinge tief zu durchdringen und das Wesentliche an ihnen herauszuarbeiten.
So […] enthält dieses Land, die Sprache Otto Modersohns lautet Rilkes berühmte Würdigung aus dem Jahr 1903. Wenn sich der Film So weit und groß nun fast 80 Minuten ausschließlich aus der Sprache und den visuellen Eindrücken dieser Zeit zusammen setzt, kommt er diesem europäischen Land der Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts so nah, wie es keine Ausstellung und kein Buch können.
Höhepunkt des Films bilden die gemeinsamen, künstlerisch hoch anregenden, aber auch konfliktreichen Jahre mit Paula Modersohn-Becker (1876-1907). Wie ich ihr von dem Intimen geben kann – so sie mir vom Großen, Freien, Lapidaren […] schwärmte Modersohn.
Es brennt in mir ein Verlangen, in Einfachheit groß zu werden, fühlte sie. Als Künstlerin und Ehefrau rang sie stets um ihre Freiheit und gehört als Wegbereiterin der modernen Malerei in Europa zu den außergewöhnlichen Persönlichkeiten der Kunstgeschichte am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Schon früh erkannte Otto Modersohn: Sie hat etwas ganz seltenes – […] Keiner kennt sie, keiner schätzt sie – das wird anders werden.